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...Dekubitus vs. IAD...

Sowohl der Dekubitus wie auch die IAD oder Intertrigo (Inkontinenzassoziierte Dermatitis) sind zwei bekannte Hautprobleme in der Pflege. Wichtig ist, abgesehen von der richtigen Behandlung auch vorab schon mal die Unterscheidung zwischen Dekubitus und IAD.


Bildquelle - https://www.medmedia.at/das-medizinprodukt/differenzierung-dekubitus-und-inkontinenzassoziierte-dermatitis-eine-herausforderung-in-der-praxis/


Die Unterscheidung zwischen einer IAD und einem Dekubitus ist nicht immer einfach. Die IAD entsteht, in der perianalen Region, durch Harn und Stuhl wobei der Dekubitus durch Druck oder/und Scherkräfte entsteht. Auch unter Pflegefachkräften und Wundmanagern bzw. Wundexperten kommt es immer wieder zu Verwechslungen - was sich in vielen Studien belegen lässt. Nur etwa 40-50% der Probanden erkennen den Unterschied zwischen den beiden Hautphänomenen.


Nach Definition der EPUAP (European Pressure Ulcer Advisory Panel) wird der Dekubitus als eine lokal klar abgegrenzte Schädigung der Haut oder des darunter liegenden Gewebes bezeichnet. In der Regel über knöchernen Vorsprüngen in Folge von Druck oder Druck in Kombination mit Scherkräften. Die Inkontinenzassoziierte Dermatitis ist eine oberflächliche lokale Hautentzündung bedingt durch Stuhl und Harn, chronische Belastung mit Feuchtigkeit (Inkontinenz) Reibung und dicht abschließenden Inkontinenzmaterialien. Somit kann die IAD den feuchtigkeits-assoziierten Wunden zugeordnet werden.


Dekubitus

Unter Dekubitus versteht man ein Druckgeschwür der Haut, welches durch Druck oder Druck in Kombination mit Scherkräften entsteht. Die Folge ist eine Schädigung der Haut oder des, darunter liegenden Gewebes, meist über Knochenvorsprüngen.


Bevorzugte Stellen wo ein Dekubitus entstehen kann


Bei einem Dekubitus handelt es sich um eine chronische Wunde - welche, meist, zu einer starken Einschränkung des Alltags führt. Die betroffenen Personen haben zudem starke Schmerzen im Bereich des Dekubitus. Wichtig ist, dass ein Dekubitus erst gar nicht entsteht - durch konsequente Druckentlastung. Der Dekubitus kann in 5 Stadien eingeteilt werden:

- Dekubitus Stadium I

nicht wegdrückbare Rötung der Haut. Das betroffene Areal ist zudem schmerzempfindlicher, oft verhärtet oder weicher, wärmer oder kälter.

Therapie ist konsequente Druckentlastung.

- Dekubitus Stadium II

Teilverluste der Haut - Epidermis bis zur Dermis sind bereits geschädigt. Eine Blase, ein oberflächlicher Hautdefekt oder ein flacher offener Ulcus sind zu sehen - es sind jedoch keine Beläge sichtbar - auch Blutblasen können entstehen.

Therapie ist die absolute Druckentlastung sowie, idealfeuchte Wundverbände je nach Wunde.

- Dekubitus Stadium III

Tiefenschädigung der Haut und Gewebe - Verlust aller Hautschichten. Man sieht auch eine Nekrose des Gewebes. Knochen, Muskeln und Sehnen sind nicht betroffen, es können jedoch eventuell Beläge entstehen. Es zeigt sich ein tiefer offener, oft belegter Ulcus.

Therapie wie oben bereits beschrieben, zudem kann es notwendig sein, die Beläge und Nekrosen chirurgisch abzutragen oder eine Lappenplastik (je nach Lokalisation) anzubringen - auch eine VAKUUMTHERAPIE macht hier meist Sinn. z.B.: www.egeria.at

- Dekubitus Stadium IV

Totaler Gewebsverlust mit Beteiligung von Knochen, Sehnen und Muskeln - alle Hautschichten sind betroffen. Es kann auch zur Bildung von Taschen, Fistelgängen oder Wundhöhlen kommen. Beläge und Schorf sind vorhanden. Die Gefahr einer Osteomyelitis ist groß, da unterstützende Strukturen wie Knochen, Sehnen und Muskeln bereits sicht- und tastbar werden.

Therapie ist die gleiche wie bei Stadium III.

- vermutete tiefe Gewebeschädigung

Es ist eine violette, rotbraune Färbung der Haut sichtbar, oft mit Bildung einer Blutblase. Es gibt Temperaturunterschiede zur Wundumgebung und kann in seiner Tiefe nicht beurteilt werden.

Therapie ist die absolute Druckentlastung und Verhinderung von Scherkräften.

- Uneinstufbar: Tiefe unbekannt

Die tatsächliche Tiefe ist durch Beläge nicht beurteilbar. Es kann auch zur Bildung von Schorf kommen, welcher als 'natürlicher' Schutz an der betroffenen Stelle dient.

Therapie kann erst erfolgen, wenn die Beläge bzw. der Wundschorf abgetragen wurde - dann erst kann das Stadium des Dekubitus bestimmt werden. Aber Vorsicht - intakter Schorf sollte nicht abgetragen werden. Absolute Druckentlastung und an die Wunde angepasste idealfeuchte Wundbehandlung sind ein absolutes Muss.


Zusammengefasst kann man sagen, dass die Verhinderung eines Dekubitus als oberste Priorität gelten muss. Druckentlastung kann man erreichen indem man sich oder den Betroffenen regelmäßig positioniert bzw. die betroffene Stelle zum Beispiel mittels Vakuummatratze oder Druckentlastungsschuh entlastet oder für eine Freilagerung des Dekubitus sorgt. Oft reicht dazu auch ein kleiner Polster unter das Gesäß oder die Beine.


IAD (inkontinenzassoziierte Dermatitis)

Nicht selten wird die IAD auch als Windeldermatitis bezeichnet. Darunter versteht man eine oberflächliche, lokale Entzündung der Haut, die durch ständigen Kontakt mit Harn und Stuhl (selten Schweiß) entsteht. Durch zunehmendes Alter wird auch unsere Haut älter - diese ist nicht mehr so elastisch und strapazier-fähig. Der Säureschutzmantel nimmt ab.

Zu den Risikofaktoren gehören:

- Teilweise bzw. vollständige Harn- und/oder Stuhlinkontinenz.

- hohes Lebensalter

- eingeschränkte körperliche Mobilität.

- Menschen mit mangelnder Hygiene

- Mangelernährung (z.B.: Dehydration)

- Hautprobleme durch Medikamente verursacht (z.B.: Kortison)

- immunsuppressive Menschen oder Grunderkrankungen wie Diabetes Mellitus


Einteilung der IAD nach Schweregrade:

- beginnende IAD

Die mit Stuhl und Harn in Kontakt gekommene Haut ist intakt und weist keine Blasen auf. Die Hautfarbe ist rosa oder rot - die Ränder sind unscharf begrenzt und es zeigt sich oft eine Erwärmung der Haut. Patienten klagen oft über Schmerzen.

- mäßige IAD

Die betroffene Haut ist hellrot bis dunkelrot, sie erscheint oft feucht und glänzend mit punktförmig blutenden Arealen. Es zeigen sich auch öfters kleine Blasen oder erhabene Areale der Haut. Kleiner Stellen mit Hautverlust sind nicht selten - in diesem Stadium hat der Betroffene immer Schmerzen.

- schwere IAD

Betroffene Areale sind hochrot und weisen Substanzverluste auf, die auch nässen oder bluten. Es zeigen sich auch abgelöste Hautschichten - durch das ausgetretene Protein (Eiweiß) wirken diese klebrig und haften sich an jeder trockenen Oberfläche an. Auch hier sind immer Schmerzen vorhanden.


Als Therapie empfiehlt sich eine sanfte Reinigung (am besten mit Reinigungspads), mit warmen klaren Wasser so schonend wie möglich. Für den Hautschutz und zur Erhaltung einer intakten Hautbarriere gibt es am Markt unzählige Produkte. Bei trockener Haut empfehlen sich pflegende Emulsionen, die oft auch einen feuchtigkeitsspendenden Faktor enthalten (z.B.: Harnstoff oder Glycerin).

Bei herkömmlichen Methoden, wie beim Auftragen von Zinkoxydsalben oder Vaselin-produkten, ist darauf zu achten, dass diese dünn aufgetragen werden, damit sich keine Okklusivschicht bilden kann. Generell gelten Zinkoxydsalben oder Vaselinprodukte mittlerweile als obsolet. Besser geeignet sind, sogenannte Barrierecemen, die jeder namhafte Hersteller im Produktportfolio hat.

(z.B.: Cavillon barriere Creme)


Da es Bereits bei der Unterscheidung einer IAD zum Dekubitus äußerst schwierig ist empfiehlt sich bei Haudefekten in der perianalen bzw. sakralen Region immer einen Wundmanager oder eine Pflegefachkraft hinzuzuziehen. wund-erbar hiflt ihnen gerne, damit sie diese Probleme in den Griff bekommen.


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