Für die Lebensqualität der Menschen sowie für die Gesundheit sind Medizintechnologien, oder, wie es korrekt heißt 'MEDIZINPRODUKTE' unersetzlich. Zu den Medizinprodukten zählen unter anderem Pflaster, Verbandstoffe, Spritzen, Kanülen aber auch beispielsweise Implantate. "Sie helfen heilen - Sie retten Leben".
Die Ursprünge der Medizintechnologie gehen weit zurück, jedoch wurden diese nur wenig erforscht - daher gibt es auch nur wenige Aufzeichnungen darüber. Erste Medizinprodukte gab es wahrscheinlich schon, seit der Mensch erstmalig mit Blättern oder Baumrinde eine Wunde behandelte bzw. diese mit Erde bedeckte. Bereits unsere frühesten Vorfahren waren erfinderisch in der Behandlung kleinerer oder größerer Wunden. Über die medizinische Versorgung zu Beginn der Menschheit ist nur wenig im Detail bekannt, jedoch weiß man heute, dass die Ägypter bereits über ein sehr ausgereiftes Wissen über medizinische Versorgung hatten. Dieses (Wund)wissen gelangte schlussendlich mit den Griechen nach Europa, und wurde von den Römern weiter getragen. Bereits Hippokrates (460-377 v.Chr.) hat zwischen Krankheit und Symptom unterschieden.
Der Österreichisch-Ungarische Chirurg Ignaz Semmelweis (entdeckte, dass über die Hände der Ärzte das Kindbettfieber übertragen wird) sowie der schottische Arzt Sir Joseph Lister (stellte fest, dass in der Luft enthaltene Keime Wundeiterungen verursachten) setzen Meilensteine in der Wundtherapie. Semmelweis sorgte dafür, dass jeder Arzt sich gründlich die Hände zu desinfizieren und zu waschen hatte und Lister haben wir zu verdanken, dass das gesamte Operationsgebiet gründlich desinfiziert wird. Auch die verwendeten Instrumente und Verbände wurden schon damals, lt. Lister, mit Karbolsäure getränkt. Durch das Umsetzen seiner Vorgaben gilt Sir Joseph Lister als Begründer der Antiseptik. Gestärkt wurden Listers Thesen durch einen gewissen Herrn Louis Pasteur - der bewiesen hatte, dass Gärung und Fäulnis durch mikroskopisch kleine Lebewesen verursacht werden. Dies geschieht alles in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Die Erfindung der hydrophilen Verbandwatte durch den deutschen Prof. Viktor von Bruns Mitte des 19. Jahrhunderts stellte einen weiteren Meilenstein in der Wundversorgung dar. Ihm gelang es als erstes, Baumwolle zu bleichen und zu entfetten, wodurch diese hydrophil (saugfähig) wurde. In dieser Zeit wurden auch die, noch heute bekannten und renommierten Unternehmen, LOHMANN & RAUSCHER (ehem. Lüscher & Bömper) sowie die Paul HARTMANN AG in Deutschland sowie Smith & Nephew in England gegründet. Der für Lüscher & Bömper tätige Chemiker Georg Teske erfand 1924 die elastische Pflasterbinde 'Elastoplast', welche auch zunehmend für die Kompressionsbehandlung von Venenproblemen eingesetzt wurde. Bereits seit dem Jahr 1919 wurden die ersten Pflaster produziert - die Lizenz von 'Elastoplast' wurde 1931 an die Marke BEIERSDORF - Hansaplast in Hamburg verkauft. Ein weiterer Pionier bei der Entwicklung von 'typischen Krankenhausprodukten' ist die Firma B.BRAUN aus Hessen. 1839 erwarb Julius Wilhem Braun die Rosen-Apotheke in Melsungen und erweitert sie um einen Versandhandel für heimische Kräuter. Damals wie heute gibt es immer wieder Diskussionen, ob die Kosten neuer Verfahren sich auszahlen. Jedoch sollte nicht der reine Kostenfaktor, sondern das Verhältnis Nutzen-Wirksamkeit berücksichtigt werden. Diverse Einsparpotentiale sollten dabei deutlich in den Vordergrund rücken. Bereits der erwähnte Karbolverband nach Lister war zwar teuer, jedoch konnte durch die verbesserte Wundheilung die Aufenthaltsdauer der Patienten in Krankenhäusern um einige Tage verringert werden, was zu massiven Geldeinsparungen führte.
Die Moderne Wundversorgung wurde erstmalig 1962 von Georg Winter beschrieben, der die erste wissenschaftliche Arbeit über die Vorteile der feuchten Wundbehandlung veröffentlichte. Er entdeckte bzw. berichtete als erster darüber, dass die Gewebsneubildung bei einem feuchten Wundmilieu um bis zu 50% schneller stattfinden kann. Bis heute gilt diese These als allgemein anerkannt. Nach dem Prinzip der feuchten Wundbehandlung wurden und werden immer wieder neue Produkte entwickelt, die dieses Prinzip fördern sollen. Winter fand heraus, dass die feuchte Wundbehandlung für optimales Zellwachstum sorgt und somit die Wundheilung ideal voranschreiten kann, da im feuchten Wundmilieu ideale Bedingungen zur Zellteilung herrschen. Trotz aller wissenschaftlicher Erkenntnisse und dem heutigen Wissensstand, wird angenommen, dass weniger als 20% aller Patient*Innen mit chronischen Wunden, ein ideal feuchtes Wundmilieu bei der Wundbehandlung erhalten. Oft liegt dies an der mangelnden Complience der Patient*Innen sowie deren Wundbehandler*Innen, andererseits wird zuerst versucht an falscher, kurzsichtiger kostengünstigeren Alternative festzuhalten. Diese insuffiziente Wundbehandlung führt zu einer längeren Behandlungsdauer sowie zu massiven Mehrkosten der Wundbehandlung.
Noch einige Headlines zur Wundbehandlung
- NON TOUCH TECHNIK gilt als oberstes Gebot.
- zur Reinigung von blanden Wunden verwenden Sie NaCl oder HOCl.
- bei nachweislich infizierten Wunden ANTISEPTIKA VERWENDEN
- CHRONISCHE WUNDEN stets FEUCHT halten.
- CHIRURGISCHES DEBRIDEMENT wird generell als SINNVOLL angesehen.
- Proteolytische Enzyme (Iruxolum) gelten als umstritten.
Alle bekannten Hersteller moderner Verbandstoffe sowie immer wieder neue Firmen werden den Markt weiterhin mit 'DEM PRODUKT DER SUPERLATIVE' beliefern. Alle Wundmanager*Innen sowie die ärztlichen Kolleg*Innen werden laufend über die neuesten Entwicklungen am Markt informiert und angehalten diese, Ihre Produkte zu verwenden, da dies das neueste, beste und Allheilmittel ist.
Viele, um nicht zu sagen alle Hersteller bieten die selben Produkte, mit unterschiedlichen Spezifikationen und Handelsnamen an und versprechen dann die optimale Versorgung mit diesem Produkt. Zusammenfassend kann man jedoch sagen, dass jeder Behandler von chronischen Wunden seine bevorzugten Produkte verwendet und diese oft von verschiedensten Herstellern kommen. Gerne bin ich bereit neue Produkte auszuprobieren und diese auch, sofern sich diese bewähren in meine Behandlungen mit einfließen zu lassen. Ich freue mich auf eine spannende Entwicklung der Medizinproduktpalette und darauf neue Materialien (momentan Kupfer) kennen zu lernen.
(Quelle: Bundesverband Medizintechnologie e.V, Berlin, 2004 - Dr. Ausbüttel & Co GmbH, Witten, 2013)
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