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Stefan Bergmann Wundmanagement
Stefan Bergmann Wundmanagement

...die Entwicklung der Pflege...

Aktualisiert: 2. Okt.

Die Geschichte der Krankenpflege ist eng mit jener der Medizingeschichte verbunden, aber auch mit jener der Sozialwissenschaften sowie der Theologie. Im Gegensatz zur Medizingeschichte hat die Pflegegeschichte nicht so eine Tradition. Das Berufsbild der Pflege und das Selbstverständnis entwickelte sich erst mit den Jahren.


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Bildquelle - https://de.wikipedia.org/wiki/Gesundheits-_und_Krankenpfleger#/media/Datei:Epidemics_are_a_latent_possiblity_8b07712v.jpg


Pflege entstand ursprünglich aus der Notwendigkeit, kranke und schwache der Familie oder auch der Gesellschaft zu versorgen und galt somit als soziales Gefüge. Daraus entwickelte sich die Laienpflege (nicht professionelle Pflege). Die Entwicklung bis hin zur professionellen Pflege im heutigen Verständnis, auch als medizinischer Hilfsberuf ist eine recht junge Erscheinung in der historischen Entwicklung.


Früher wurden Krankenpfleger und -Schwestern als Siechknechte und Siechdirnen beschrieben. Erst im Jahre 1711 wurde der Begriff Krankenwarter im Wiener Bürgerspital verwendet. Im 18. Jahrhundert dominierten vor allem die christlichen Orden der Elisabethinen und Barmherzigen Brüder in ihren eigenen Ordensspitälern. Erst durch die Trennung zwischen Armen- und Krankenpfleger durch Joseph II wurden in der Krankenpflege auch medizinische Aspekte berücksichtigt. Diese beschränkte sich jedoch vor allem auf die Krankenanstalten.

Im Allgemeinen Krankenhaus Wien (AKH) war vorgesehen, dass männliche Wärter männliche Patienten betreuen und weibliche Wärterinnen Patientinnen betreuen. Diese Regel wurde 1796 gekippt und so kam es, dass Frauen den überwiegenden Teil der Pflege inne hatten. In den Versorgungshäusern gab es sogenannte Zimmervorsteherinnen und Gehilfinnen, die Pflege und medizinische Versorgung hatten jedoch die Haus- und Hilfsärzte über. Die Zahl der Wärter reduzierte sich rasch - Mitte des 19. Jahrhunderts auf ca. 10%. Die meisten Pflegerinnen damals waren sogenannte Zivilschwestern, also weltliche Schwestern. 1832 kam es zur Niederlassung der Barmherzigen Schwestern, somit stellte sich zu den Barmherzigen Brüdern und den Elisabethinen ein weiteres Ordenshaus ein. Fortan wurden alle geistlichen Schwestern als Barmherzige Schwestern bezeichnet.

Die Tätigkeiten der Wärterinnen, seien es nun zivile Schwestern oder Ordensschwestern umfasst Reinigungs- und Ordnungsarbeiten, aber auch schon Pflegetätigkeiten im heutigen Sinne, wie Medikamentengabe, Heben und Pflegen, Positionieren der Betroffenen, Unterstützung bei der Krankenbeobachtung und Therapieanwendung (Aderlass, Schröpfen, Anwendung von Blutegeln,...). Der gesellschaftliche Rang der Wärterinnen war gering, denn kaum bürgerliche Frauen arbeiteten als Wärterin. Pflegepersonen mussten für geringen Lohn lange Arbeitszeiten aushalten und zudem in den Krankenanstalten wohnen.


Die erste Professionalisierung der Pflege fand 1882 unter Theodor Billroth statt. Dieses Jahr galt als Geburtsstunde der professionellen Ausbildung zur Krankenpflege. Durch eine Initiative durch den Chirurg Theodor Billroth wurde im selben Jahr die erste Krankenpflegeschule in Wien, im Rudolfinerhaus gegründet. Die sogenannten 'Schwestern vom rothen Kreuz' lebten unter Aufsicht einer Oberin und mussten nach Verheiratung der Schwesternschaft austreten. Die Ausbildung hat einen guten Ruf genossen - dies ist bis heute der Fall. 1904 kam eine zweite Ausbildungsstätte im AKH Wien dazu - dort wurden die 'blauen Schwestern' ausgebildet und auch im Wiedner Krankenhaus (heutiges Hartmannspital) wurde durch das Rote Kreuz, im selben Jahr eine Krankenschwesternschule gegründet.

Die gesetzliche Grundlage für die Krankenpflegeausbildung wurde erst 1914 geschaffen, am Vorabend des ersten Weltkrieges, da man da bereits einen erhöhten Pflegeaufwand erwartete. Die Ausbildung wurde auf 2 Jahre festgelegt und musste mit einer Diplomprüfung abgeschlossen werden. 1920 wurde die Ausbildung dann auf 3 Jahre erhöht und das Mindesteintrittsalter auf 20 Jahre gesetzt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts ändert sich die Anzahl der Zivilschwestern und die Krankenpflege verrichteten wieder vorwiegend Ordensschwestern.


Mit der Eröffnung des 'Versorgungszentrum Lainz' im Jahre 1904 nahm die Krankenpflege eine neue Dimension ein. In Lainz waren vor allem Hochbetagte und chronisch Kranke als Patienten. Nach Kriegsende nahm die Zahl der Pflegerinnen deutlich zu, wobei die Unterschiede zwischen diplomierten Krankenschwestern und angelernten Hilfsschwestern immer mehr verschmolzen. Weltliche und Geistliche Schwestern wurden in getrennten Unterkünften untergebracht und die Tätigkeiten waren ein psychische und körperliche Belastung, sodass nach dem Prinzip 'Warm-Satt-Sauber' gepflegt wurde.


Mit Beginn des zweiten Weltkrieges und der damit verbundenen Entlassung viele jüdischen Ärzte und Schwestern kam es abermalig zu einem akuten Personalmangel in der Pflege. Die österreichische Pflegeorganisationen lösten sich nach dem Anschluss auf und die Schwestern wurden den deutschen Schwesternschaften 'NS-Schwesternschaft', 'Reichsbund freier Schwestern und Pflegerinnen' und 'Schwesternschaft des Deutschen Roten Kreuzes' zugeordnet. Die menschenverachtete Politik des NS-Regimes war vor allem in den Krankenanstalten sichtbar, da Patientinnen und Patienten, die als 'lebensunwert' empfunden wurden, der Euthanasie zum Opfer fielen. (näheres zur NS-Zeit in einem anderen Beitrag)


Nach dem Krieg wurde das Mindestalter heruntergesetzt, da ein akuter Mangel an Pflegekräften erkannt wurde. Es wurde viel ungelerntes Personal aufgenommen und in den folgenden Jahren wurden viele 'Fachkräfte' aus China, Indien, Jugoslawien oder etwa den Philippinen angeworben. Ende der 70er Jahre gab es eine Psychiatriereform, die zu einer Umorientierung in Richtung ganzheitliche Pflege führte. Die Betonung auf 'gewaltfreie Pflege' sorgte bei vielen erstmal für Verunsicherung, besonders im Umgang mit aggressiven Patientinnen und Patienten. Die Belastung verlagerte sich, auch aufgrund von Einwegprodukten, Pflegebetten oder ähnlichen Hilfsmitteln, von einer physischen zu einer psychischen. Dazu hat auch beigetragen, dass immer mehr Personen mit neuen Krankheitsbildern wie Demenz, Alzheimer oder Parkinson aber auch immer mehr drogenabhängige Personen zur stationären Pflege kamen. In den Pflegeanstalten kam es immer wieder zu Skandalen, den größten gab es 1989 in Lainz, wo mehrere Krankenschwestern etliche Morde an betreuungspflichtigen Personen begangen haben.


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Ab 1980 verstärkten sich die Bemühungen die Pflege weiter zu professionalisieren und den Pflegeberuf weg vom medizinischen Hilfsberuf zu einem eigenständigen zu entwickeln. Damit verbunden Entwicklung ging in Richtung Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention. Diese Reformbestrebungen flossen auch in das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz (GuKG) 1997 mit ein (JA ERST 1997!!!). Dieses setzte neue Maßstäbe in der Professionalisierung der Pflegeberufe. Die medizinische Ausbildung trat etwas zurück, während pflegerische und sozialwissenschaftliche Aspekte in den Vordergrund rückten. Dieses Gesetz bildet die rechtliche Grundlage für die Krankenpflege heute. Das GuKG wurde in den folgenden Jahren immer wieder novelliert bis zur letzten Novelle 2023. Näheres entnehmen Sie bitte dem Bundeskanzleramt


Für weitere geschichtliche Fakten und Diskussionen stehe ich gerne immer wieder zur Verfügung.


2 Kommentare


natürlich Beiträge😅

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Hochinteressant , vielen Dank für die Beträge👍

LG Silvia Singer DGKP, WDM😀

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